
Prometea, das erste Klon-Pferd der Welt(links), mit Mutter Stella Cometa auf dem Gelände von Laboratorium der Reproduktiv-Technologie in Cremona, Norditalien. FOTO - REUTERS
Cremona – Als freiheitsliebend und kontaktfreudig gelten jene, die im Tierkreiszeichen des Zwillings geboren sind. Astrologen loben auch ihre Wissbegierde und die geistige wie körperliche Beweglichkeit. Recht rege scheint jedenfalls das Zwillingskind zu sein, das nun im italienischen Cremona geboren wurde: Prometea, 36 Kilogramm schwer, geboren am 28. Mai 2003. Eine Haflingerstute, die den Zoo der geklonten Schafe, Rinder, Schweine, Mulis und Copy-Cats um eine weitere Art ergänzt.
Prometea ist „keine Überraschung“ für die Experten: „In der Szene waren die Versuche der renommierten Forschungsgruppe um Cesare Galli bekannt“, weiß Professor Heiner Niemann vom Institut für Tierzucht und Tierverhalten in Mariensee. Allerdings sei die Trächtigkeit bei Pferden eine unsichere Angelegenheit, viele Fohlen gehen noch im letzten Drittel verloren. Was Ende Mai nach 336 Tagen das Licht Welt erblickte war ein Zwilling in mehrfacher Hinsicht: Das Fohlen ist nachweislich die identische Kopie seiner blondmähnigen Mutter – zugleich Tochter und Zwillingsschwester, die aus ihrer entkernten Eizelle und dem Erbgut einer ihrer Hautzelle nach der Dolly-Methode per Fusion geschaffen wurde.
„Für die Forschung ist dies ein weiteres Beispiel dafür, dass das Klonen von Tieren ein wichtiges Hilfsmittel ist, anstehende biologische Fragen zu beantworten“, betont Niemann. Denn die Immunreaktion des Muttertieres auf ihre Leibesfrucht spiele für den Erfolg einer Trächtigkeit eine große, noch ungeklärte Rolle. Preisgekrönte Rennpferde könnten als Klonvorlage für künftige Champions herhalten. Traditionsbewusste Pferdezüchter müssten Hochsicherheitstrakte statt Stallungen bauen, um ihre kostbaren Zuchthengste vor Zelldieben zu schützen.
Noch ist Prometea ein Prototyp und alles andere als ein Erfolgsmodell. Des Fohlens Schöpfer gingen mit 513 und 328 Fusionszellen aus einer männlichen – ein Araber! – beziehungsweise einer weiblichen Zelllinie an den Start. 17 Embryonen wurden implantiert, aber nur der Zwillingsklon erreichte das Ziel. Dolly, das Schaf, litt verfrüht an Arthritis – und auch der bestkopierte Gaul gewinnt mit diesem Gebrechen kein Rennen. Doch könnte eine Herde aus genetisch veränderten Haflingerklonen vielleicht die Kosmetikindustrie revolutionieren: mit Stutenmilch, die Dank neuer Inhaltsstoffe tatsächlich jede Falte glättet. aus: DW