
Samstag 1. Dezember war der Welttag der Bekämpfung von Aids-Hiv, einer Epidemie, die an manchen Orten zur häufigsten Todesursache wurde. Die Prävention und Aufklärung sind die wichtigsten Waffen dabei. FOTO - REUTERS
Moskau – Die Aids-Epidemie breitet sich weiter mit dramatischer Geschwindigkeit aus. Die Zahl der Infizierten ist weltweit auf 40 Millionen gestiegen. Seit dem vergangenen Jahr haben sich fünf Millionen Menschen mit dem HI-Virus infiziert. Unter den drei Millionen Aids-Toten dieses Jahres sind knapp 600.000 Kinder unter 15 Jahren, heißt es im Aids-Bericht 2001, den das Aids-Programm der Vereinten Nationen (UNAids) und die Weltgesundheitsorganisation (WHO) letzten Mittwoch vorgelegt haben. Am höchsten ist die Rate der Neuinfektionen derzeit in Osteuropa. Dort stieg die Zahl der Infizierten innerhalb eines Jahres um 250.000 auf eine Million. Allein in Russland wurden 75.000 Neuinfektionen registriert. Die Öffnung der Grenzen habe die Gesellschaft in Osteuropa destabilisiert. Immer mehr Menschen greifen dort zu Drogen. Mit der Zahl der Drogenabhängigen sei auch die Zahl der Aids-Infektionen drastisch angestiegen. Diese Entwicklung sei vor allem entlang der Drogenroute von Afghanistan nach Westeuropa zu erkennen.
Mehr als 28 Millionen Aids-Infizierte leben in Schwarzafrika südlich der Sahara. Dort ist Aids inzwischen die häufigste Todesursache. In einigen Provinzen Südafrikas ist bereits mehr als ein Drittel der Bevölkerung mit Aids infiziert. In den Städten ist ein Viertel der jungen Mädchen HIV positiv. Es sei „schockierend“, was dort passiere. In sehr kurzer Zeit habe sich Aids zu einer landesweiten Epidemie entwickelt. Eine ähnliche Entwicklung zeichne sich jetzt plötzlich auch in Indonesien ab. Um die weitere Ausbreitung von Aids zu stoppen, müssten Aufklärung und Prävention möglichst schon bei den Jugendlichen in den Schulen beginnen. In vielen Ländern warnen inzwischen Theatergruppen mit ihren Stücken vor allem die Menschen auf den Dörfern vor Aids und erzählen, wie sie sich vor einer Infektion schützen können. Auch Rundfunk und Fernsehen spielen bei der Aids-Bekämpfung zunehmend eine wichtige Rolle. In südafrikanischen Ländern wie Uganda, Sambia, Kenia und Tansania zeigten die verschiedenen Vorsorgeprogramme bereits erste Erfolge. Die Zahl der Neuinfektionen ist vor allem bei jungen Erwachsenen rückläufig. Auch Thailand ist es gelungen, die Ausbreitung von Aids frühzeitig einzudämmen und eine Epidemie zu verhindern. Auch in den USA und Westeuropa waren die Aufklärungskampagnen in den achtziger Jahren sehr effektiv. In Deutschland leben derzeit knapp 40.000 Aids-Infizierte. Die Zahl der jährlichen Neuinfektionen ist mit 2000 relativ stabil. In den vergangenen Jahren sei aber zu beobachten, dass das Risikoverhalten der Menschen wieder steigt. Von einer Therapie gegen Aids sei die Medizin noch weit entfernt. Dagegen berichtet die Deutsche Aids-Stiftung von einem hoffnungsvollen Ansatz bei der Entwicklung eines Aids-Impfstoffs. Die erste Komponente einer Mehrfachimpfung sei erfolgreich getestet worden. Mehr als 20 deutsche Firmen und Forschungsinstitute sind an der Suche nach einem Impfstoff beteiligt. DW