richte, sondern allein der Verteidigung gegen mögliche Angriffe aus „Schurkenstaaten“ diene. Der demokratische Mehrheitsführer im Senat, Tom Daschle, hatte den Schritt bereits am Vortag angekündigt. Die USA beriefen sich zur Kündigung auf eine Klausel in dem Abkommen zum Verbot einer Raketenabwehr, nach der beide Seiten mit halbjähriger Kündigungsfrist aus dem Vertrag aussteigen können. Die russische Regierung hat sich bislang strikt gegen ein nationales Raketenabwehrsystem der USA ausgesprochen. Nach Bekanntwerden der Aufkündigung rechnet Russland mit einem neuen nuklearen Wettrüsten. Der Leiter des Verteidigungsausschusses im russischen Parlament, Wladimir Wolkow, sagte, China, Indien und Pakistan sähen sich nun möglicherweise zur Aufrüstung ihrer strategischen Waffen veranlasst. Eine Sprecherin des chinesischen Außenministeriums äußerte sich in Peking besorgt über die US-Pläne. China sei gegen das geplante Raketenabwehrsystem und befürworte in dieser Frage einen „strategischen Dialog“ mit den USA.
Stichwort: ABM-Vertrag von 1972 Das Abkommen zwischen Moskau und Washington war in den vergangenen drei Jahrzehnten der entscheidende Faktor im atomaren Gleichgewicht zwischen Ost und West. Dem Ende Mai 1972 vom damaligen US-Präsidenten Richard Nixon und dem sowjetischen Staats– und Parteichef Leonid Breschnew unterzeichneten Vertragswerk traten nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion neben Russland auch die Ex-Sowjetrepubliken Ukraine, Weißrussland und Kasachstan bei. Der ABM-Vertrag steht der Entwicklung der Raketenabwehr nach Ansicht der USA zunehmend im Wege. Das Pentagon drängt darauf, seegestützte Radarsysteme in die Tests für den Raketenschild einzubeziehen, was laut ABM nicht erlaubt ist. Und im Sommer 2002 soll mit dem Bau von Silos und einem Kommandozentrum in Alaska begonnen werden, was ebenfalls gegen die ABM-Vereinbarungen verstoßen würde.
AFP/AP/dpa