
Menschen werden noch nicht geklont, doch dieses Kätzchen stellt einen weiteren Schritt dar - es ist ein acht Wochen alter Klon, der am Leben geblieben ist, also das erste Haustier, das geklont wurde. FOTO – REUTERS
BERLIN – „Der Mann muss gestoppt werden. Er sollte wie ein Aussätziger behandelt werden, weil er etwas absolut Unmoralisches plant.“ Rudolf Jaenisch, Klonexperte am Massachusetts Institut of Technology (MIT), ist außer sich über seinen Medizinerkollegen Panayiotis Zavos. Dieser, ein emeritierter Professor der Universität von Kentucky, hatte jetzt erklärt, schon bald einen geklonten Menschen zum Leben zu erwecken. Noch in diesem Jahr. Und noch im nächsten Monat will er mit den Arbeiten beginnen.
Zavos ist nicht der erste Forscher, der das reproduktive Klonen eines Menschen ankündigt, und es ist auch nicht das erste Mal, dass Zavos diesen Schritt für sich reklamiert. Schon in der Vergangenheit hatte er in Fachkreisen keine Anerkennung für das vermeintlich mutige Vorhaben ernten können, sondern lediglich Kopfschütteln oder Anfeindungen. Nun macht er geltend, bereits zehn Paare, die bisher unter Fruchtbarkeitsproblemen leiden, ausgesucht zu haben, um ihnen auf diesem Weg zu einem Kind zu verhelfen.
Sein Kollege Jaenisch ist vor allem deshalb erzürnt, weil er selbst am therapeutischen Klonen arbeitet, das die Produktion embryonaler Stammzellen für die Heilung schwerer Krankheiten erleichtern soll. Vor einigen Monaten hatte der US-Kongress sich gegen diese Heilmethode ausgesprochen, im kommenden Frühjahr soll ein entsprechendes Gesetz verabschiedet werden. Deshalb fürchtet Jaenisch, eine Ankündigung des weltweit geächteten reproduktiven Klonens könnte seine eigene Forschungsrichtung ebenfalls in Misskredit bringen.
Doch dies ist nicht der einzige Grund, warum Klonexperten sich gegen den Schritt Zavos‘ wenden. Fast alle bisher „erfolgreich“ geklonten Tiere weisen mittlere bis schwere Geburtsfehler auf, sie erreichen weniger als die Hälfte des durchschnittlichen Lebensalters der jeweiligen Art. Auch Ian Wilmut, Schöpfer des ersten Klonschafes Dolly, warnt nachdrücklich, seine Methode auf Menschen anzuwenden. Eckard Wolf von der Ludwig-Maximilian-Universität München geht von einer Erfolgsrate beim Klonen aus, die „unter zehn Prozent liegt“. Eine körperliche oder geistige Behinderung wäre bei dem von Zavos geplanten menschlichen Klon somit programmiert.
All das ficht den gebürtigen Zyprioten Zavos nicht an, wie er jetzt der Zeitung „Boston Globe“ gegenüber, vor Zuversicht strotzend, erklärte.
Ganz offenbar geht der Professor davon aus, dass er, nachdem er in eine entkernte Eizelle der Frau einen Zellkern des Mannes eingepflanzt hat, Missbildungen verhindern kann. Mit Abtreibungen, sagt Zavos, könnten dann „Korrekturen vorgenommen“ werden.
Bei aller Kritik aus Fachkreisen wird allgemein angenommen, dass es keine größeren medizinisch-technischen Probleme bereiten dürfte, einem geklonten menschlichen Wesen zur Geburt zu verhelfen – bei allerdings gehörigen gesundheitlichen Risiken und Nebenwirkungen.
Die Antwort auf eine entscheidenden Frage verweigerte Zavos bei seinem sonst so offenherzigen Gespräch mit dem „Boston Globe“: Wo er seine Arbeiten durchzuführen gedenke. In fast allen Ländern, jedenfalls in denen mit angemessener wissenschaftlicher Infrastruktur, ist das reproduktive Klonen schließlich per Gesetz verboten. Der Forscher ließ es offen, ob er in einem – in dieser Hinsicht gesetzeslosen – afrikanischen Staat seinen Patienten zum Glück verhelfen werde oder ob er für seine Operationen eigens ein Schiff chartern wolle nach dem Vorbild des Abtreibungsdampfers, der abortwilligen Ehepaaren aus dem streng katholischen Irland auf hoher See helfen soll.
Die medizinische Karriere des wild entschlossenen Professors weist durchaus Brüche auf. Ursprünglich als Tiermediziner promoviert, arbeitete er später als Laborhelfer im zentralen Baptistenhospital in Lexington. Dort flog er jedoch vor acht Jahren hinaus, weil er Laboreinrichtungen für seine privaten Fruchtbarkeitsbehandlungen verwendete. Anschließend unterrichtete er bis zu seiner Emeritierung 2001 in Kentucky Tiermedizin. DW