Geschenke, die wir uns selber machen, enttäuschen uns nur selten. So muss ich wohl gedacht haben, als ich mir zur Weihnacht ‘68 die Tauchexpedition vor der afrikanischen Ostküste schenkte. Da aber geteilte Freud doppelte Freud ist, nahm ich meinen Bruder Helme mit. Am dritten Advent waren wir im Landrover von Pretoria aus aufgebrochen, um in der Meeresstraße von Mosambik zu tauchen.
In Vilanculos fanden wir einen eingeborenen Fischer, der bereit war, uns in seinem Holzkahn auf einer kleinen Insel zwei Meilen vor der Küste abzusetzen. Nach einer Woche sollte er uns wieder abholen. Wir hatten uns mit Grundnahrungsmitteln reichlich eingedeckt.
Die Insel war unbewohnt und hatte einen afrikanischen Namen. Ich wusste von einem bekannten Portugiesen, dass es dort eine steinerne Hütte gab, in die man sich bei Platzregen zurückziehen konnte. Wir fanden die Hütte: ein Raum ohne Möbel, aber mit heiler Fensterverglasung und einer hölzernen Tür. Wir beschlossen, unsere Feldbetten im Freien aufzustellen.
Wir lagen auf unseren Pritschen und starrten andächtig zum Himmel, wo die Sterne ihren Glanz entfalteten, als Helme sagte: „Du, da ist was! Da schon wieder!“ Und plötzlich war da auch Bewegung auf meinem Bett: Ratten! Unzählige Ratten, neben uns, über uns, unter uns, überall. Wir flüchteten, so rasch wir konnten, in die Steinhütte, verschlossen Fenster und Türen.
Es war wie ein Alptraum. Tagsüber war die Insel ein tropisches Taucherparadies. Nie sahen wir eine Ratte. Mit Einbruch der Dunkelheit aber begann die Insel von Rattenleibern zu brodeln. Unvorstellbar, was mit uns passiert wäre, wenn wir die steinerne Hütte nicht gehabt hätten!!!
Die Heilige Nacht verbrachten wir in unserem steinernen Bunker auf unseren Pritschen bei Kerzenlicht, während von draußen die Ratten durch die Fensterscheiben zuschauten.
Obwohl der tropische Fischreichtum um die Insel zu dem Prächtigsten gehört, was ich je gesehen habe, kann ich mich an keinen Urlaub erinnern, dessen Ende ich so sehnlich herbeigehofft habe wie den auf Bazaruto Onga-Onga, was übrigens so viel wie „die Ratteninsel“ heißt. Das erfuhren wir aber erst, als uns der schwarze Fischer mit eintägiger Verspätung wieder in seinem Kahn abholte. DIE WELT