BRÜSSEL – Er brachte seine beiden Ex-Frauen und vier Kinder um, zerstückelte die Leichen, löste sie in Säure auf. Und auf den Schuldspruch im Brüsseler „Horrorhaus“-Prozess reagierte der 74-jährige Andras Pandy völlig unbewegt. Erst als seine Bewacher den früheren Pastor schließlich in Handschellen aus dem Gerichtssaal führten, legte sich ein Lächeln auf seine Lippen. Andras Pandy hatte den Auftritt seines Lebens gehabt. Doch für die zwölf Geschworenen bestand kein Zweifel: Die sechs Angehörigen des gebürtigen Ungarn, die seit den achtziger Jahren verschwunden sind, wurden in seinem Haus umgebracht. Das Gericht folgte damit dem Geständnis der reuigen Pandy-Tochter Agnes, die laut Urteil eine Mitschuld an fünf Morden trägt. Agnes muss deshalb für 21 Jahre hinter Gitter, ihr Vater lebenslang. Pandy hatte den Prozess immer wieder zu theatralischen Auftritten genutzt. Fehlende Beweise hielt auch Pandys Verteidiger Hein Diependaele der belgischen Anklagebehörde vor. Der Verteidiger der mitangeklagten Pandy-Tochter betonte hingegen, deren Geständnis – das zugleich den Vater schwer belastete – sei wahr. Nach fast siebenstündiger Beratung schlossen sich die Geschworenen der Ansicht von Staatsanwalt Alain Winants an und sprachen beide Angeklagte schuldig. Gutachter hatten zuvor zentrale Behauptungen der Pandy-Tochter mit Untersuchungen untermauert. Gentests bewiesen überdies, dass Pandy mit Adoptivtochter Timea einen Sohn gezeugt hat. Vor Gericht hatte der Vater den Inzest mit seinen Töchtern bis zum Schluss abgestritten. Als einziges überlebendes Opfer bestätigte Timea Pandy dem Gericht, dass ihr Adoptivvater sie vergewaltigt hatte. Ihre Aussage stützte auch die Darstellung der geständigen Angeklagten Agnes, sie habe die Halbschwester auf Anweisung ihres Vaters zu erschlagen versucht.
(dpa)