Frühaufsteher gelten als fleißige und disziplinierte Menschen, die schon morgens aktiv sind und ihre Schaffenskraft voll entfalten. Doch sie haben das gute Image zu Unrecht. Morgenmuffel, die erst am Abend richtig aktiv werden, sind durchaus nicht undisziplinierter. Beide Menschentypen, fanden US-Forscher jetzt heraus, unterscheidet lediglich ein winziger genetischer Unterschied. Frühaufsteher tragen in einem der Gene, die für das Funktionieren der inneren Uhr verantwortlich sind, eine kleine Veränderung. Diese Entdeckung, so schreiben die Forscher im Fachmagazin „Science“, wird der weiteren Erforschung der inneren Uhr Auftrieb verleihen.
Angestellten der University of Utah in Salt Lake City untersuchten Menschen, deren innere Uhr um rund vier Stunden vorgeht. Die Betroffenen gehen abends um 19.30 Uhr müde ins Bett und stehen morgens bereits um 4.30 Uhr wieder auf. Da dies Verhalten oft gehäuft in einer Familie auftritt, liegt der Verdacht nahe, dass Vererbung eine Rolle spielt, und tatsächlich fanden die Wissenschaftler in dem Gen hper2 den verantwortlichen Mechanismus. Die per-Gene sind seit längerem von Mäusen bekannt und die Abkürzung steht für „Periode“, da ein Ausfall dieser Gene bei den Tieren die innere Uhr völlig durcheinander bringt.
Sowohl bei Mäusen als auch bei Menschen ist das Gen tagsüber aktiv. Dann wird es abgelesen und in sein Protein (Eiweiß) übersetzt. Dabei regelt das per-Protein seine eigene Produktion. Nachts ist seine Konzentration auf nahezu null abgesunken. Morgens ist die Genblockade aufgehoben, und der Kreislauf beginnt erneut. Er dauert ziemlich genau 24 Stunden und schwingt selbstständig ohne äußere Einflüsse. Lediglich das Licht justiert die Uhr über die Augen jeden Morgen auf genau 24 Stunden.
ROLF H. LATUSSECK, Die Welt