
Foto – TASR/AP
WASHINGTON/PEKING – Nach dem Zusammenstoß des US-Spionageflugzeugs mit einem chinesischen Kampfflugzeug wollte der Pilot eines zweiten chinesischen Jets die US-Maschine abschießen. Das berichtete die in Hongkong erscheinende Zeitung „China Morning Post“ unter Berufung auf chinesische Quellen. Der Pilot habe per Funk um Erlaubnis gebeten, das Flugzeug abzuschießen, nachdem er gesehen habe, wie sein Kamerad nach der Kollision ins Meer stürzte, hieß es. Die Bodenkontrolle habe dies aber abgelehnt.
Wie die Zeitung weiter berichtete, habe das beschädigte US-Flugzeug nach dem Zusammenstoß zunächst noch versucht, sich von der chinesischen Küste zu entfernen. Der Pilot des zweiten chinesischen Kampfflugzeuges habe dies aber verhindert und die Maschine zur Landung auf Hainan gezwungen. Dort hätten chinesische Soldaten das Spionageflugzeug sofort betreten.
Gut eine Woche nach der Kollision zeichnet sich immer noch keine Lösung des amerikanisch-chinesischen Konflikts ab. China verschärfte im Gegenteil am Wochenende seinen Ton und dämpfte damit Hoffnungen auf eine rasche Freigabe der amerikanischen Crew und Maschine.
Die USA ihrerseits verlangten von China zwei Treffen pro Tag mit den 24 auf der Insel Hainan notgelandeten Amerikanern. Nach mehreren Verzögerungen war Diplomaten in der Nacht zum Sonntag eine dritte Begegnung erlaubt worden, allerdings nur mit einem Teil der Besatzung.
Chinesen wollen offizielle
Entschuldigung
Während auch am Sonntag die diplomatischen Bemühungen um eine Lösung weiter auf Hochtouren liefen, bekräftigte der chinesische Verteidigungsminister Chi Haotian die von den USA wiederholt zurückgewiesene Forderung nach einer offiziellen Entschuldigung.
Die amerikanische und chinesische Diplomaten arbeiten an einer gemeinsamen Erklärung. Wie der Vorsitzende des Streitkräfte-Ausschusses des Senats, John Warner, mitteilte, sollen beide Seiten darin ihre „Sicht des Vorfalls“ darstellen, Übereinstimmungen betonen und damit den Weg zu einer Freigabe der Crew und des notgelandeten Aufklärers freimachen. US-Regierungsbeamten zufolge soll in dem Dokument auch die Einsetzung einer gemeinsamen Kommission zur Untersuchung des Luftzwischenfalls besiegelt werden.
Die USA wollten in dem Papier außerdem ihr Bedauern über den Tod des Piloten bei der Kollision bekunden, sich aber nicht entschuldigen. Diese Position und die Weigerung der USA, sich zu einem gänzlichen Verzicht der Aufklärungsflüge in der Region zu verpflichten, hat nach Angaben aus diplomatischen Kreisen bisher die Freilassung der Flugzeugbesatzung verhindert.
aus Spiegel Online