Die ostdeutsche Band Silbermond sang: „Das ist 'ne schlechte Zeit für Optimisten". Deutschland war depressiv. Zwei Jahre später sorgen 2,5 Prozent Wirtschaftswachstum, unter vier Millionen Arbeitslose und hohe Tarifabschlüsse, für bessere Stimmung. Durch Deutschland scheint ein Ruck zu gehen. Nach getaner Arbeit entspannt man sich an Stadtstränden und summt den Gute-Laune-Blues. Ist die deutsche Zukunftsangst verflogen oder handelt es sich nur um ein Frühjahrshoch?
Die Kölnerin Sabine Bode hat 2006 ein Buch über die deutsche Krankheit „German Angst" veröffentlicht, die im angelsächsischen Raum als typisch Deutsch gilt - wie Sauerkraut, Panzer und Kuckucksuhren. Sie vertritt die These, dass sich dieser Zustand vor allem aus dem Unerledigten der NS-Zeit speist, aus „Verunsicherungen, die an die Nachkommen weitergegeben wurden", sagt sie. Bode sieht nun einen Wandel: „Wenn die Stimmung überall so gut wäre, wie bei den 17- und 18-Jährigen, gäbe es keine „German Angst" mehr".
Mit dem englisch-deutschen Begriff wird seit etwa 30 Jahren der angebliche deutsche Hang bezeichnet, Probleme zu übertreiben und ein großes Sicherheitsbedürfnis zu haben. Der frühere Bundesinnenminister Gerhart Baum (FDP) bezeichnete die „German Angst" als eine „Folge der Katastrophen des 20. Jahrhunderts".
Das Phänomen der notorischen Schwarzmalerei drücke sich in einem „extremen Sicherheitsbedürfnis" vor allem der Jahrgänge 1930 bis 1960 aus, erklärt die 60-jährige Publizistin Bode. „Die jungen Leute sehen alles pragmatischer und sind eher zu Einschnitten bereit, als viele ältere Besitzstandswahrer." Wenn die jungen Leute den „frischen Wind" in die Öffentlichkeit tragen, könne die gute Stimmung mehr als ein Frühjahrshoch sein.
© dpa Deutsche Presse-Agentur GmbH
GLOSSAR
der Ruck | eine plötzliche Bewegung, ein Roboter bewegt sich ruckartig |
düster | dunkel |
wabern | gasförmige Stoffe bewegen sich wellenartig, Rauch waberte durch den Raum |
summen | mit geschlossenen Lippen singen, eine Biene summt |
verfliegen | ein gasförmiger Stoff löst sich auf, Parfüm verfliegt und riecht dann nicht mehr |
NS-Zeit | Zeit des Nationalsozialismus 1933-1945 |
die Nachkommen | Kinder |
der Wandel | die Veränderung, etwas wandelt, verändert sich |
einen Hang haben zu etwas | eine Tendenz zu etwas haben, er hat einen Hang zur Unordnung |
notorische Schwarzmalerei | alles immer negativ sehen |
der Einschnitt | die Zäsur, danach verändert sich alles radikal, der Tod seiner Mutter war ein tiefer Einschnitt in seinem Leben |
der Besitzstandswahrer | jemand, der an seinem status quo nichts verändern will und seinen Besitz erhalten will |
I. Leseverstehen. Richtig oder Falsch?
Richtig | Falsch | ||
1. | Deutsche sind eher Pessimisten. | ● | ● |
2. | Silbermond ist ein Gesangschor. | ● | ● |
3. | Ganz Deutschland summt ein Frühjahrslied. | ● | ● |
4. | Die Deutschen haben die NS-Krankheit. | ● | ● |
5. | Die jungen Deutschen sind gut drauf. | ● | ● |
6. | Die älteren Deutschen möchten nichts abgeben. | ● | ● |
I. Lösungen: 1R, 2F, 3F, 4F, 5R, 6R
II. Bestimmen Sie den richtigen Artikel der, die, das oder Nullartikel
01. ___ | Wirtschaftswachstum | 07. ___ | Begriff |
02. ___ | Tarifabschluss | 08. ___ | Gott |
03. ___ | Zukunftsaussicht | 09. ___ | Gebäude |
04. ___ | Club | 10. ___ | Thema |
05. ___ | Deutschland | 11. ___ | Bratislava |
06. ___ | Slowakei | 12. ___ | Moto |
II. Lösung: 1. das, 2. der, 3. die, 4. der, 5. Nullartikel, 6. die, 7. der, 8. Nullartikel, 9. das, 10. das, 11. Nullartikel, 1. 2der
III. Welche Redensart passt in den einzelnen Situationen? Ordnen Sie zu.
1. „Komm, ich kauf Dir auch ein Eis,wenn Du jetzt ganz brav bist."
2. „Mir ist alles egal, lass mich in Ruhe meine Depressionen genießen."
3. „O.K, ich komme einfach dann, wenn mir danach ist."
a) nach Lust und Laune
b) j-n bei Laune halten
c) Trübsal blasen
III. Lösungen: 1b, 2c, 3a
IV. Setzen Sie bitte an die richtige Stelle ein, ein Blick ins Glossar hilft Ihnen:
Wetter, Sommer, Laune, Laune, verfliegen, summen, verwandeln, Ruck, Stimmung, düster, Hang
Gute 1_____ zu haben, ist oft nicht so leicht, denkt sich Paulina P. Es ist zwar 2 _____, aber so richtig stellt sich bei ihr keine 3_____ ein. Ihre Freundin Katharina hat ihr schon oft gesagt, dass sie einen 4____ zum Grübeln habe. Ok, sagt sich Paulina, jetzt gebe ich mir mal einen 5____, packe meine Sachen und gehe schwimmen bei dem Wetter. Als sie am See ankommt, ist ihre schlechte Stimmung 6_____. Sie 7____ sogar ein Liedchen vor sich hin. Ihre Freundin ist auch da. „Siehst du", lacht sie, schon guckst du nicht immer so 8____ wie sonst, du musst halt einfach mehr rausgehen." „Du hast Recht", antwortet Paulina, „vielleicht 9____ ich mich noch in ein richtiges Gute- 10____Monster!"
V. Lösungen: 1. Laune, 2. Sommer, 3. Stimmung, 4. Hang, 5. Ruck, 6. verflogen, 7. summt, 8. düster, 9. verwandle, 10. Laune
V. Ergänzen Sie nun die entsprechenden Artikel gemäß der Regeln
01.___ Süden | 02. ___ Fünf | 03. ___ Grün |
04. ___ Stühlchen | 05. ___ A und O | 06. ___ Sachlichkeit |
07. ___ Octavia | 08. ___ Spediteur | 09. ___ Gold |
10. ___ Tulpe | 11. ___ Heizung | 12. ___ Heiligtum |
13. ___ Mittwoch | 14. ___ Eiche | 15. ___ Zitat |
V. Lösungen: 1. der, 2. die, 3. das, 4. das, 5. das, 6. die, 7. der, 8. der, 9. das, 10. die, 11. die, 12. das, 13. der, 14. die, 15. das
QUIZFRAGE
Welches Wort haben die Franzosen aus dem Deutschen übernommen?
a)Angst T
b)Waldsterben P
c)Rabenmutter A
LERNTIPP
Notieren Sie Vermutungen (3-4), die Ihnen im Zusammenhang mit der Überschrift eingefallen sind. Überprüfen Sie dann im Text, ob diese richtig oder falsch waren. Dadurch haben Sie alles parat, was Sie schon von dem Thema gelernt haben und verstehen den Text besser.
DIALOG
Eine Verabredung am Telefon
Paulina: Hallo?
Katharina: Hallo, hier ist Katharina. Ich habe gar nicht gedacht, dass du zu Hause bist bei dem tollen Wetter und es einfach mal auf's Geratewohl probiert. Wie schaut's aus, kommst du mit an den Baggersee? David und Leon sind auch da.
Paulina: Nein, keine Lust, bin schlecht drauf und der David geht mir eh' auf die Nerven.
Katharina: Nun komm' schon, sei nicht so! Der kann doch auch nichts dafür, dass die Walli ständig hinter ihm herläuft. Er hat mir selber gesagt, dass ihn das auch stört. Außerdem kommt die heute gar nicht. Nun los, gib' dir einen Ruck. Das ist ja schrecklich mit dir in letzter Zeit. Ständig hast du schlechte Laune, guckst düster durch die Gegend und machst nichts mehr. Los jetzt!
Paulina: Na und, hab' halt mal 'ne schlechte Phase, darf man ja wohl, oder? Kann ja nicht jeder so eine kleine Miss Little Sunshine sein wie du.
Katharina: Ja Süße, ist ja gut, die ganze Welt ist gegen dich und keiner hat dich lieb. Weißte was? Ich schwing' mich jetzt auf's Fahrrad und dann hole ich dich einfach ab, o.k.?
Paulina: Okay, wenn ich dich nicht hätte, würde ich wohl wirklich ständig zu Hause hocken. Ich kann mich zur Zeit wirklich kaum aufraffen. Also bis gleich, ich pack' schon mal meine Sachen.
Katharina: Na siehste, super, bin in 10 Minuten da. Und David wird sich riesig freuen. Tschüssi.
Paulina: O.k., tschau, tschau.
© Goethe-Institut, Bratislava
Audio: der Dialog
Audio: Konversationsübung
Autor: Texty spracovala Martina Weiß-Pašková