
Es scheint, daß die Lust an Musik und singen viel älter ist, als die Star-Hysterie (Ricky Martin). FOTO - REUTERS
Der Wal tut es, die Vögel tun es, schon der Neandertaler tat es, der heutige Mensch kommt auch nicht ohne aus, und für alle ist es ein tiefes Bedürfnis: das Erzeugen von Musik. Eine US-Studie zeigt jetzt, wie sehr das Bedürfnis, Musik hervorzubringen, Mensch und Tier verbindet. Musik wird definiert als Muster von Tönen, die in Tonhöhe und zeitlicher Abfolge variieren und die zu emotionalen, sozialen, und kulturellen Zwecken produziert werden. Tatsächlich trifft dies nicht nur für die Töne zu, die der Mensch seinen Instrumenten entlockt, sondern auch für die der Tiere. Der männliche Palm-Kakadu etwa, der in Nordaustralien und Neu-Guinea zu Hause ist, pflegt sich aus Baumzweigen Trommelschlegel zu machen, die er sich zwischen die Füße klemmt, um damit hohle Baumstämme zu bearbeiten. Manche Tiere erzeugen die Töne mit Hilfe ihres eigenen Körpers. Buckelwale sind dabei besonders begabt, wie Patricia M. Gray von der National Academy of Sciences in Washington zeigt. Die Struktur ihrer Gesänge ist den musikalischen Werken des Menschen sehr ähnlich. Es gibt meistens ein Thema, das angegeben wird, dann folgt ein Abschnitt, in dem das Thema ausgearbeitet wird, und schließlich wird das Anfangsthema in leicht modifizierter Version wieder aufgenommen. Dem Buckelwal stehen sieben Oktaven zur Verfügung, aber genau wie der Mensch kann er auch Intervalle zwischen den Noten nutzen. Die ältesten Musikinstrumente des Menschen, die bisher gefunden wurden, sind rund 50 000 Jahre alt. Es handelt sich dabei um Flöten aus Tierknochen, die schon eine Ähnlichkeit mit unseren heutigen Blockflöten aufweisen. Das bedeutet, dass schon der Neandertaler und der Cro-Magnon-Mensch Musik gemacht haben. Geht man dann noch davon aus, dass die prähistorischen Flöten bereits die Verfeinerung noch älterer Musikinstrumente darstellten, dann ist es nach Meinung der Forscher möglich, dass die Urmenschen schon vor mehreren Hunderttausend Jahren die Musik kannten. Wann die Menschen tatsächlich begannen, Musik hervorzubringen, liegt im Dunkeln. Aber wenn es so lange her ist, wie manche Forscher annehmen, dann könnte dies erklären, warum wir so viel Bedeutung und Emotionen damit verbinden. Möglicherweise ist der Ursprung der Musik älter als die menschlichen Sprache, so die Forscher.
DIE WELT