
Rauch verschleierte die von Israel besetzte Stadt Betlehem in Westojordanland. Frieden scheint nicht sehr wahrscheinlich in diesem von Krieg geplagtem Gebiet. FOTO – TASR/EPA
Jerusalem/Gaza/Madrid - Nur einen Tag vor der erwarteten Ankunft von US-Außenminister Colin Powell in der Region gibt es kaum Anzeichen für ein Ende der israelischen Offensive im Westjordanland. Die israelische Armee marschierte am Morgen in zwei neue Orte im Westjordanland ein und zog aus 24 Dörfern wieder ab. Die Truppen rückten in die Stadt Bir Zeit bei Ramallah ein und besetzten dort die Polizeistation. Einem Bericht zufolge umstellten Panzer auch die Universität der Stadt. Außerdem nahmen Soldaten den Ort Daharia bei Hebron ein. Bei einer schweren Explosion in einem Fahrzeug in Hebron im südlichen Westjordanland wurde ein Palästinenser getötet. Der israelische Rundfunk meldete, ein mit Sprengstoff gefüllter Gürtel sei vorzeitig explodiert. Auch Passanten seien verletzt worden. In der Ortschaft Arabe bei Dschenin wurden mindestens drei Mitglieder einer Familie getötet. Nach palästinensischen Angaben traf eine israelische Panzergranate das Haus, in dem ein Mann und seine zwei Frauen saßen. Israelische Soldaten drangen am Morgen für kurze Zeit erneut in die Stadt Tulkarem ein, aus der sie sich erst am Dienstag zurückgezogen hatten. Ministerpräsident Ariel Scharon bekräftigte, dass die Militäroperation ungeachtet der weltweiten Kritik weitergehe. Er verbat sich Druck aus den USA. Scharon betonte, sein Land befinde sich in einem Krieg ums Überleben. Der amerikanische Nahost-Gesandte Anthony Zinni verhandelte derweil in Jerusalem mit führenden Palästinenservertretern über eine Waffenruhe. Zinni wollte nach Medienberichten das am Wochenende geplante Treffen von Powell mit Palästinenserpräsident Jassir Arafat vorbereiten. Die Palästinenservertreter hatten sich zuvor mit Arafat in Ramallah beraten, der dort von israelischen Truppen eingeschlossen ist. Der palästinensische Unterhändler Sajeb Erekat sprach im TV-Sender CNN und sagte, die palästinensische Delegation habe Zinni versichert, dass sie zur Umsetzung der jüngsten UN-Resolution 1402 bereit sei, sofern sich Israel aus allen palästinensischen Autonomiegebieten zurückziehe. Die Resolution fordert Israel zum Rückzug auf und verlangt von beiden Konfliktparteien ein Ende der Gewalt. Die Vereinten Nationen, die Europäische Union, die USA und Russland riefen nach einem Treffen in Madrid gemeinsam Israel und Palästinenser zu einer sofortigen Einstellung der Kämpfe auf. Israel solle sich zurückziehen, die Palästinenser müssten die Terroranschläge unterbinden.
dpa,AFP