
Dicker Lavastrom fließt in Richtung Nicolosi und bedroht die Turisten-Asyl auf südlichen Flügeln von Ätna. Dieser Vulkan, der größte und aktivste in ganz Europa, ist wieder erwacht nachden fünf Erdbeben das Süditalien betrafen. Viele Einwohner mussten fliehen und ihre Häuser verlassen. FOTO - REUTERS
Catania/Venedig – Seit einem Monat spuckt der Ätna Feuer und Asche, seit zwei Wochen herrscht in Venedig Land unter – Italien erlebt derzeit die merkwürdigsten Kapriolen der Natur seit langem. Experten sind ratlos. Niemand wagt mehr zu sagen, wie es weitergeht. „Einiges scheint aus den Fugen geraten“, meint ein Meteorologe.
Und zu allem Überfluss meldete eine italienische Zeitung am Dienstag, eine versunkene Insel südlich von Sizilien sei derzeit dabei, erstmals seit 170 Jahren wieder aus den Fluten zu steigen. Seit 25 Jahren hat es im November in Norditalien nicht mehr so stark geregnet wie jetzt. Der Lago Maggiore trat über die Ufer, in Südtirol stieg die Etsch gefährlich an, zahlreiche Häuser mussten geräumt werden. In Mailand und Genua quälten sich die Autos durch hüfthohes Wasser. In Venedig, wo man an Hochwasser eigentlich gewöhnt ist, reagieren Hoteliers langsam genervt. „So etwas haben wir noch nie erlebt“, meint ein Portier im Hotel „Rialto“. Zwei Wochen Acqua alta: „Dennoch haben nur wenige Touristen ihre Buchungen storniert.“ Und zu alledem bläst ein unangenehm schwüler Wind durch die Stadt, der Scirocco. „Gummistiefel, Regenumhang und Schirm stellt das Hotel gratis“, meint der Portier gequält. „Den Gästen macht das erstaunlich wenig aus. Nur für uns Angestellte fällt durch den eingeschleppten Dreck und Schlamm mehr Arbeit an.“
Sonderlich angenehm ist die Lage auch am Ätna nicht. Zwar ist das Schauspiel, wenn die rot glühenden Feuersäulen mehrere Hundert Meter in die Höhe steigen, nach wie vor bombastisch. Dunkle Aschewolken breiten sich aus. Die Menschen vor den Fernsehern können sich daran gar nicht satt sehen. Nur den Bewohnern am größten europäischen Vulkan wird es langsam mulmig. „Es ist ein Albtraum“, meint Bürgermeister Enrico Pappalardo aus Santa Venerina am Fuß des Vulkans. Nach einem Monat Dauerfeuerwerk fragen sich viele: Wann hört das endlich auf?
DW