
Brigitte Boisselier, links, und der Generaldirektor von Clonaid, Claude Vorilhon, der Gründer der Raelianer-Sekte. Am 4. januar 2003 hat Clonaid die Geburt von zweitem Klon-Baby angekündigt, das einem niederländischem lesbischen Paar gehörte. Keins der Kinder wurde jedoch mit Gentesten als geklont bestätigt und die meisten Forscher sind skeptisch. FOTO - ČTK/AP
New York - Ein Highschool-Labor in West Virginia: Zwei Wasserhähne, ein Bunsenbrenner, drei Kühlschränke, eine Mikrowelle und ein paar Vergrößerungen von Bildern menschlicher Zellen: mit dieser technisch versierten Ausstattung plante Clonaid-Chefin Brigitte Boisselier, das tote Baby des schwerreichen Amerikaners Mark Hunt als Klon wieder zum Leben erwecken.
Insgesamt eine halbe Million Dollar wollten sich der Rechtsanwalt aus Charleston und dessen Frau Tracy Hunt die „Wiedergeburt“ ihres Sohnes Andrew kosten lassen. Der Junge war im Alter von fast zwei Jahren nach einer Operation gestorben. Für die versprochene Hilfe von Brigitte Boisselier mietete das Ehepaar für die „Clowns von Clonaid“, wie US-Medien das Unternehmen gerne nennen, das High-Tech-Labor in Nitro, einem verschlafenen Kaff in West Virginia. Und zahlte eine monatliche Apanage von 5000 Dollar, der Rest war als Honorar gedacht.
Doch viel mehr als leere Versprechungen und ein Rechtsstreit mit Clonaid ist aus den Reagenzgläsern von Boisellier nicht entstanden. Als die Gesundheitsbehörden das geheime Labor ausnahmen, fehlten nicht nur die Mitarbeiter, sondern auch die Beweise für medizinische Wunder. „Selbst der Wasserhahn ging nicht“, erinnert sich der frühere Hausmeister der längst geschlossenen Highschool. Hunt stellte daraufhin die Zahlungen ein und erstattete Anzeige. Zwei Klonkinder bereits will Brigitte Boisselier mit ihrer Methode nach eigenen Angaben geschaffen haben. Das Unternehmen, das eng mit der Ufo-Sekte Raelianer verbunden ist, lieferte allerdings trotz mehrerer Ankündigungen bisher keinen DNS-Beweis. Ernst zu nehmende Wissenschaftler, die sich nach der ersten Ankündigung mit Bewertungen noch vorsichtig zurückgehalten hatten, glauben mittlerweile an einen großen Schwindel und eine PR-Aktion für die Sekte.
Auch der angeblich unabhängige Journalist Michael Guillen, der den genetischen Test von Baby Eve überwachen wollte, ist schwer unter Druck geraten. Er hatte vergeblich versucht, die exklusive Geschichte für 100 000 Dollar an mehrere Fernsehstationen zu verkaufen. Nach heftiger Kritik hat er jetzt aufgegeben. „Es ist absolut möglich“, bekennt Guillen mittlerweile, „dass Clonaids Ankündigung Teil eines groß angelegten Täuschungsmanövers ist.“
aus: DW