TOKIO – Reis ist mehr als nur das Hauptnahrungsmittel der Japaner. Er ist sogar so wichtig, dass er als „Essenz der Kultur“ bezeichnet wird. Der arbeitsintensive Anbau der Reispflanze veranlasste japanische Bauern schon früh, mit ihren Nachbarn zusammenzuarbeiten. Das Gemeinschaftsgefühl wurde dadurch gestärkt und auch die Fähigkeit zur Kompromissfindung – beides bis heute wichtige Bestandteile des sozialen Lebens in Japan. Das Wort für Reis („Gohan“) bedeutet gleichzeitig Mahlzeit – ein Zeichen dafür, dass die Japaner sich kein Essen ohne Reis vorstellen können. Schon in der Vergangenheit wurden alle Teile der Reispflanze genutzt: Die Halme wurden zu Sitz– und Liegematten („Tatami“), die Spelzen zu Gesichtspeeling verarbeitet, und eine spezielle Reispaste kam in der Buchbinderei zur Anwendung.
Der Kaiser ist schon seit Jahrhunderten durch den Schintoismus in Zeremonien eingebunden, die sich um den Reisanbau drehen. Dazu gehören häufig auch Reiswein („Sake“) und Reiskekse („Mochi“). Kaiser Akihito führt eine von seinem Vater 1927 eingeführte Zeremonie weiter und pflanzt auch in diesem Jahr wieder Reissetzlinge auf den eigens angelegten Feldern im Palast in Tokio.
Die Welt